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Osterholzer Kreisblatt + Norddeutsche Zeitung 22.10.2004

 

Hommage an die Schöpfung

 

„Begegnung mit Ruach"; Ruthild Tillmann eröffnete Kunstausstellung

 

Von unserem Mitarbeiter

Stephan Oertel

 

Schwanewede. Wenn Ruthild Tillmann von einer Reise zurückkehrt, ist ihr Koffer oft deutlich schwerer als bei der Abreise: Die Wolfsburgerin sammelt Sand und Steine. Materialien, die sie daheim sorgfältig sortiert und anstatt herkömmlicher Farbe in ihren Kunstwerken verarbeitet. Einige ihrer Exponate sind derzeit in der Begegnungsstätte Schwanewede zu sehen. Titel der Ausstellung: Begegnung mit Ruach. 

 

Ein Bild mit diesem Namen hat die pensionierte Wolfsburger Lehrerin extra für die Ausstellung angefertigt. Es zeigt ein mit kleinen Steinen versehenes Zentrum als Symbol für eine Begegnungsstätte, von der aus sich schwungvolle Kurven wie bei einem frischen Wind dynamisch in alle Richtungen verbreiten.

 

Wie alle Werke Tillmanns hat dieses Motiv einen spirituellen Hintergrund. Denn Wind heißt auf hebräisch Ruach, was sich auch mit Geist übersetzen lässt, erklärt die Künstlerin. Das Bild zeigt somit eine sich ausbreitende natürliche und zugleich übersinnliche Macht, die vom Schöpfer ausgeht. Für ihre Werke verwendet die Künstlerin Ruthild Tillmann Materialien aus verschiedenen Ländern und Kontinenten. Sand und Steine kommen unter anderem aus Ägypten, Namibia, England, Spanien und Australien, aber zum Beispiel auch vom Ostseestrand. Hier wird ein weiteres Anliegen der Wolfsburger Künstlerin deutlich: Völkerverständigung. Engagiert setzt sie sich für Frieden der Welt ein.

 

Diese Sehnsucht nach einem harmonischen Miteinander auf diesem Planeten drückt sich in vielen von Ruthild Tillmanns Werken aus. In einer vierteiligen Bildfolge etwa ist zu sehen, wie ein keilförmiger Strahl von oben auf einen aus einem bunten Stein bestehenden Kern zuläuft, im weiteren Verlauf den ihn umgebenden „harten Kern"   durchstößt,   wodurch   einige(Sand)Körner in diesen hineinrieseln können. Ist der Kern erst befruchtet, erklärt die Künstlerin, kann sich von dort aus der Geist, der Ruach, ausbreiten. „ Diese Strahlkraft ist in jedem von uns enthalten", ist die Wolfsburger Künstlerin überzeugt. Es müsse nur geweckt werden.

 

Andere ihrer Motive hat die frühere Pädagogin mit Namen wie Seelenvogel zwischen Himmel und Erde, Kosmisches Füllhorn, Habitat oder zur Verdeutlichung der Leben gebenden Rolle der Frau Uterus betitelt. Auch für diese Bilder hat die Wolfsburgerin Ruthild Tillmann vor allem Sand und Steine in unterschiedlichen Farben und Formen verwendet.

 

„Hier geht es um den Ursprung des Lebens", schildert die stellvertretende Gemeindebürgermeisterin von Schwanewede Annette von Wilcke-Brumund während der Eröffnung der in ihren Augen bedeutenden Ausstellung, die auch für sie eine Hommage an die Schöpfung ist. Der Präsident der deutsch-arabischen Gesellschaft Bremens, Horst Jürgen Lohmann, lobt die Arbeiten der Künstlerin, die seine Schwester ist, und hebt ihren Einsatz für den Frieden gerade auch im Nahen Osten hervor.

 

Veranschaulicht wird dieses Anliegen nicht zuletzt dadurch, dass Ruthild Tillmann die Eröffnung ihrer Ausstellung mit einem Konzert von „Musician for peace" verbindet. Das israelisch-palästinensische Trio will über die Musik für Völkerverständigung in der Krisenregion werben. Für die drei Musiker die beste Möglichkeit, die Köpfe der Menschen zu erreichen. Ihre Stücke nehmen entsprechend israelische und palästinensische Elemente auf und ziehen schon nach kurzer Zeit die meisten der Zuhörer in ihren Bann. Die Aufforderung, mitzuklatschen und einmal auch zu tanzen lässt sich kaum einer der Anwesenden zweimal sagen. Wie Ruthild Tillmann hoffen auch

die „Musician for peace", ein wenig von dem Geist des Friedens zu säen, der sich irgendwann über alle Köpfe in dieser Welt ausbreitet. Die Ausstellung läuft bis zum 19. November in der Begegnungsstätte Schwanewede, täglich zwischen 10 und 21 Uhr.

 

 

 

Aus Sand und Steinen kreiert Ruthild Tillmann Kunstwerke. Sie steilen eine Hommage an die Schöpfung dar. Der Gedanke an Frieden und Verständigung ist Teil dieser Werke.  Foto: Stephan Oertel

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